Ich habe ein wunderbares Pferd,

es hat die Leichtigkeit des Windes und des feuers Hitze

aber wenn sein Reiter es besteigt,

ist seine Sanftmut nichts als die Ruhe vor dem Ausbruch des Sturmes.

William Shakespeare  1564-1616



Das Lied der Vögel


Wir Vögel haben's wahrlich gut,
wir fliegen, hüpfen, singen.
Wir singen frisch und wohlgemut,
dass Wald und Feld erklingen.

Wir sind gesund und sorgenfrei
und finden was uns schmecket.
Wohin wir fliegen, wo's auch sei,
ist unser Tisch gedecket.

Ist unser Tagewerk vollbracht,
dann zieh'n wir in die Bäume,
Wir ruhen still und sanft die Nacht
und haben süße Träume.

Und weckt uns früh der Sonnenschein,
dann schwingen wir's Gefieder.
Wir fliegen in die Welt hinein
und singen unsre Lieder.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)



Der Esel


Es stand vor eines Hauses Tor
Ein Esel mit gespitztem Ohr,
Der käute sich sein Bündel Heu
Gedankenvoll und still entzwei.

Nun kommen da und bleiben stehn
Der naseweisen Buben zween,
Die auch sogleich, indem sie lachen,
Verhaßte Redensarten machen,
Womit man denn bezwecken wollte,
Daß sich der Esel ärgern sollte.

Doch dieser hocherfahrne Greis
Beschrieb nur einen halben Kreis,
Verhielt sich stumm und zeigte itzt
Die Seite, wo der Wedel sitzt.

Wilhelm Busch  1832-1908

Die Schnecke

Rötlich dämmert es im Westen,
Und der laute Tag verklingt,
Nur daß auf den höchsten Ästen
Lieblich noch die Drossel singt.

Jetzt in dichtbelaubten Hecken,
Wo es still verborgen blieb,
Rüstet sich das Volk der Schnecken
Für den nächtlichen Betrieb.

Tastend streckt sich ihr Gehörne.
Schwach nur ist das Augenlicht.
Dennoch schon aus weiter Ferne
Wittern sie ihr Leibgericht.

Schleimig, säumig, aber stete,
Immer auf dem nächsten Pfad,
Finden sie die Gartenbeete
Mit dem schönsten Kopfsalat.

Hier vereint zu ernsten Dingen,
Bis zum Morgensonnenschein,
Nagen sie geheim und dringen
Tief ins grüne Herz hinein.

Darum braucht die Köchin Jettchen
Dieses Kraut nie ohne Arg.
Sorgsam prüft sie jedes Blättchen,
Ob sich nichts darin verbarg.

Sie hat Furcht, den Zorn zu wecken
Ihres lieben gnädgen Herrn.
Kopfsalat, vermischt mit Schnecken,
Mag der alte Kerl nicht gern.

Wilhelm Busch  1832-1908

Der weise Schuhu

Der Schuhu hörte stets mit Ruh,
wenn zwei sich disputierten, zu. -
Mal stritten sich der Storch und Rabe,
Was Gott der Herr zuerst erschaffen habe,
Ob erst den Vogel oder erst das Ei.
„Den Vogel!" - schrie der Storch -
„Das ist doch klar wie Brei!"
Der Rabe krächzt: „Das Ei, wobei ich bleibe;
wer's nicht begreift, hat kein Gehirn im Leibe!"

Da fingen an zu quaken
Zwei Frösch in grünen Jacken.
Der eine quakt: „Der Storch hat recht!"
Der zweite quakt: „Der Rab hat recht!"

„Was?" - schrien die beiden Disputaxe -
„was ist denn das für ein Gequakse??" -
Der Streit erlosch. -
Ein jeder nimmt sich einen Frosch,
Der schmeckt ihm garnicht schlecht.

Ja - denkt der Schuhu - so bin ich!
Der Weise schweigt und räuspert sich!

Wilhelm Busch  1832-1908

An Laurens Eichhörnchen

O, Tierchen, das mit Munterkeit
Vor meines Mädchens Fenster springet
Und dem sie selbst voll Sorgsamkeit
Im weißen Händchen Futter bringet,

Das Sprünge macht wie Pantalon
Durch seine Späße sie vergnüget
Und seiner Drolligkeit zum Lohn
Von ihr geliebt im Schoße lieget,

Das an ihr hängt, dem Busen nah,
Und ihre Rosenwangen lecket
Und das oft viele Reize sah,
Die meinem Späherblick verstecket.

Sonst bin ich wohl vom Neide frei,
Doch hier da muß ich dich beneiden,
Sie koset dich und liebt dich treu,
Bei mir verhöhnt sie meine Leiden.

O lächelte mir doch das Glück,
Ließ einen Tag mich in dich fahren,
Denn mich begnügte nicht ein Blick,
Sie würde Ledas Los erfahren.

Friedrich von Hardenberg (1772-1809)

Einhorn

Das Einhorn geht im Garten auf die Weide:
Siehst du es nicht?
Sein Fell ist reine Seide,
Sein Horn ein Stoß von Licht.

Am Morgen in der Amselstunde
Kam es vom Wald herein
Und trug durch meine Rosenrunde
Einen Strahl von Elfenbein.

Vor dem Dickicht meiner Büsche
Seh ich einen Lichtgeist stehen,
Seines Kleides Hauch und Rüsche,
In den Gartenlüften wehn.

Er ist meines Einhorns Hirte,
Er behütet Huf und Horn.
Und es schnaubt das Schöngeschirrte
Hinter blauem Rittersporn.

Friedrich Schnack (1888-1917)

Dass mir mein Hund das Liebste sei,

sagst du oh Mensch sei Sünde,

mein Hund ist mir im Sturme treu,

der Mensch nicht mal im Winde.

Franz von Assisi  1181oder 1182 -1226



Junge Pferde


Wer die blühenden Wiesen kennt
Und die hingetragene Herde,
Die, das Maul am Winde, rennt:
Junge Pferde! Junge Pferde!

Über Gräben, Gräserstoppel
Und entlang den Rotdornhecken
Weht der Trab der scheuen Koppel,
Füchse, Braune, Schimmel, Schecken!

Junge Sommermorgen zogen
Weiß davon, sie wieherten.
Wolke warf den Blitz, sie flogen
Voll von Angst hin, galoppierten.

Selten graue Nüstern wittern,
Und dann nähern sie und nicken,
Ihre Augensterne zittern
In den engen "Menschenblicken.

Paul Boldt  1885 - 1921

Auf leichten Schwingen frei und flink
Zum Lindenwipfel flog der Fink
Und sang an dieser hohen Stelle
Sein Morgenlied so glockenhelle.
Ein Frosch, ein dicker, der im Grase
Am Boden hockt, erhob die Nase,
Strich selbstgefällig seinen Bauch
Und denkt: Die Künste kann ich auch.
Alsbald am rauhen Stamm der Linde
Begann er, wenn auch nicht geschwinde,
Doch mit Erfolg, empor zu steigen,
Bis er zuletzt von Zweig zu Zweigen,
Wobei er freilich etwas keucht,
Den höchsten Wipfelpunkt erreicht
Und hier sein allerschönstes Quacken
Ertönen läßt aus vollen Backen.
Der Fink, dem dieser Wettgesang
Nicht recht gefällt, entfloh und schwang
Sich auf das steile Kirchendach.
Wart, rief der Frosch, ich komme nach.
Und richtig ist er fortgeflogen,
Das heißt, nach unten hin im Bogen,
So daß er schnell und ohne Säumen,
Nach mehr als zwanzig Purzelbäumen,
Zur Erde kam mit lautem Quack,
Nicht ohne großes Unbehagen.
Er fiel zum Glück auf seinen Magen,
Den dicken weichen Futtersack,
Sonst hätt er sicher sich verletzt.
Heil ihm! Er hat es durchgesetzt.

Wilhelm Busch  1832 -1908

Der schönste Platz

Wo die weißen Tauben fliegen,
Wohnt mein Schatz und der ist schön;
Wo die weißen Tauben fliegen,
Muß ich immer wieder gehen.

Wo die roten Rosen blühen,
Hab’ ich sie zuerst geküßt;
Wo die roten Rosen blühen,
Meine liebste Weide ist.

Wo die grünen Büsche stehen,
Singt ein Vogel dies und das;
Wo die grünen Büsche stehen,
Ist zerdrückt das junge Gras.

Wo die klaren Quellen rauschen,
Liegt ein Rosenkränzelein;
Wo die klaren Quellen rauschen,
Ward das schönste Mädchen mein.

Hermann Löns  1856-1914



Die Republik der Spinnen

Dem Spinnenvolke fiel es ein,
In Zukunft sicherer zu seyn,
Und nicht Jedwedem zu vergönnen,
In ihrem Schloß herum zu rennen,
Sie wohnten eben dazumal
In einem großen wüsten Saal,
Durch dessen offne Fensterbogen
Stets Mücke, Schwalb' und Sperling flogen.
Wir wollen (murreten die Spinnen)
Den Vortheil euch wohl abgewinnen;
Und zogen in die Läng' und Quer'
Viel Fäden vor den Fenstern her.
Doch Schwalb' und Sperling kamen bald
Und fuhren dreist und mit Gewalt
Durch diese leichten Spinnenweben,
Und nur die Mücken blieben kleben.
Ganz so, wie diese Spinnennetze,
Sind oft im Staate die Gesetze.
Kein Mächt'ger wird darin gefangen,
Nur bloß der Schwache bleibt d'rin hangen.

Zachariä, Justus Friedrich Wilhelm  1726-1777

Ausweichen kannst du Elefanten, wehren
Dem schneller Eber und dem Sprung des Bären,
Dem wilden Rosse, tollen Stier;
Doch nimmer der Verleumdung Klapperschlange,
Der Rachsucht schlau verstecktem Tigerfange,
Des Trugs Hyäne und des Grolls Vampir.

Arthur von Nordstern (1765 - 1836)

Wer ist Bär?

"Mach' auf, mach' auf deine Tür,
charmantestes Kind, ich steh dafür!"
"Wer bist du dann? - mein Vater spricht,
vor Bär und Wölfen öffne nicht."

"Ich bin ein Bär, ein Wolf, ein Fuchs,
eine kleine Maus, ein Adler, ein Luchs,
ich kriech' und saus' und schleich' und schwirr';
eh' du dich's versiehst, ich bin bei dir!"

"Ich bin in meiner Kammer mutterseelenallein,
für so viel Tiere ist sie viel zu klein!"
"Steh' auf, mach' auf, riegel' auf, mein Schatz,
es ist schon neben dir noch Platz!"

"Keine Maus kann ich nit rascheln hör'n,
hab' gar zu große Angst vor Bär'n.
Der Wolf, der ist ein Tier nit fein,
Fuchs, Luchs und Adler fressen meine Küchelein."

"Spring' auf, riegel' auf, mach' nit zu lang,
mein Herz schlägt wie ein Glockenstrang.
Ein schwaches Brett ist nur dein Tür,
komm nur aus deinem Bett herfür!"

"Du bist ja nit ein Wolf, ein Fuchs,
kleine kleine Maus, kein Adler, kein Luchs.
Du bist ein schwarzer, schwarzer Bär,
was kommst du in meine Kammer her?"

"Ich komme von dem Wiesewachs,
allwo die Biene sammelt Wachs,
ich komme aus dem grunen Wald,
da wo sie ihren Honig halt."

"Wie hässlich ist dein großer Mund,
wie drückt deine rauhe Tatze wund."
"Damit klettr' ich auf alle Bäum'
um süßen, süßen Honigseim."

"Wie stachlicht deine Zunge ist,
und wie du gar gefrässig bist."
"Da mit leck' ich den Morgentau
und süße Beeren, rot, gelb und blau."

"Ach, lieber Bär, zerreiss' mich nicht,
bin meiner Mutter Augenlicht,
meine Mutter ist des Schulzen Frau,
der Schulze schlägt mich braun und blau."

"Bist du deines Vaters Tochter schon,
bin ich auch meiner Mutter Sohn,
und wär' dein Vater auch ein Bär',
bin ich ja doch dein gnäd'ger Herr."

Willibald Alexis  1798-1871



Die Lust hat mich bezwungen,
zu fahren in den Wald,
wo durch der Vögel Zungen
die ganze Luft erschallt.
Ihr strebet nicht nach Schätzen
durch Abgunst Müh und Neid.
Der Wald ist eu’r Ergötzen
die Federn euer Kleid.

Simon Dach (1605 - 1659)



Ob eine schwarze Katze Unglück bringt oder nicht,

hängt davon ab, ob man ein Mensch ist oder eine Maus.

Max O'Rell (1848 – 1903)




Der Löwe ist klug und mutig, der Fuchs ist schlau, der Bär ist stark,

das Lamm unschuldig, der Wolf gefräßig, und der Esel, ja der gute Esel.

Der hat dumm zu sein, naiv, störrisch und feige dazu.

Aesop (um 550 v. Chr.), auch Ai
sopos




Schildkröten können dir mehr über den Weg
erzählen als Hasen.

aus China



Seit dem bekannten Siege der Schildkröte über den Hasen

hält sie sich für eine Schnelläuferin.

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830 - 1916)

Daß ich dich liebe, o Möpschen,
Das ist dir wohlbekannt.
Wenn ich mit Zucker dich füttre,
So leckst du mir die Hand.

Du willst auch nur ein Hund sein,
Und willst nicht scheinen mehr;
All meine übrigen Freunde
Verstellen sich zu sehr.

Heinrich Heine  (1797 - 1856)

Der Junker und der Bauer

Ein Bauer trat mit seiner Klage
vor Junker Alexander hin:
"Vernehmt, Herr, daß ich heut am Tage
recht übel angekommen bin:
Mein Hund hat Eure Kuh gebissen.
Wer wird den Schaden tragen müssen?"
"Schelm, das sollst du!" fuhr hier der Junker auf,
"für dreißig Taler war mir nicht die Kuh zum Kauf,
die sollst du diesen Augenblick erlegen.
Das sei hiermit erkannt von Rechtes wegen."
"Ach nein, gestrenger Herr! ich bitte, hört"
rief ihm der Bauer wieder zu,
"ich hab es in der Angst verkehrt;
nein, Euer Hund biß meine Kuh."
Und wie hieß nun das Urteil Alexanders?
"Ja, Bauer! Das ist ganz was anders!"

Michael Richey (1678 - 1761)

Ja, das Schreiben und das Lesen,
Ist nie mein Fach gewesen,
Denn schon von Kindesbeinen
Befasst' ich mich mit Schweinen,
Auch war ich nie ein Dichter,
Potz Donnerwetter Parapluie!
Nur immer Schweinezüchter,
Poetisch war ich nie!
Ja -
Mein idealer Lebenszweck
Ist Borstenvieh, ist Schweinespeck.
Mein idealer Lebenszweck
Ist Borstenvieh, ist Schweinespeck.

Ja! auf das Schweinemästen
Versteh' ich mich am besten,
Auf meinem ganzen Lager
Ist auch nicht eines mager -
Fünftausend kerngesunde.
Hab' ich, hübsch kugelrunde,
So weit man suchet fern und nah',
Man keine schön'ren sah.
Wie ihr mich seht - im ganzen Land
Weit und breit bin ich wohl bekannt -
Schweinefürst werd' ich nur genannt!

Wiener Volkslied

An meinen Hund

Öffnest deine warmen braunen
Sonnenaugen auf das meine,
Suchst darin mit Kinderstaunen,
Wie ich's heute mit dir meine.

Ob den Stock zum Wurf ich schwenke,
Daß du flinken Sprungs ihn bringest,
Ob du bettelnd mich bezwingest,
Daß ich dir den Zucker schenke.

Ob die Hand ich zu dir neige,
Und die Schelmenohren kraue,
Ob ich nach dem Schatten steige
Oder hin zur Sonnenaue.

Gläubig hoffst du, daß ich wähle,
Was für dich am besten taugt,
Heilig strahlt's aus deiner Seele
Durch ein glaubenstarkes Auge.

Ach, mein Freund, auch ich, ich blicke
Auf zu fremden Augensternen.
Mir und dir wehn die Geschicke
Aus den gleichen Himmelsfernen.

Jakob Boßhart  1862-1924

Fliegenbitte

Gönnt doch dem kleinen Wintergast
Im warmen Zimmer Ruh und Rast.
Da draußen ist gar schlimme Zeit,
Es stürmt und regnet, friert und schneit.

Ach, mein Begehren ist nur klein,
Ich nehme wenig Raum nur ein!
Im Blumenbusch am Fenster hier,
Da such' ich mir ein Nachtquartier.

Und wird es mir darin zu kalt,
So ist mein liebster Aufenthalt
Beim alten Fritzen auf dem Hut,
Da sitz' ich sicher, warm und gut.

Und kommt der heil'ge Christ heran,
Dann freu' ich mich wie Jedermann,
Weihnachten soll's für mich auch sein,
Ein Kuchenkrümchen wird schon mein.

Drum lass die arme Flieg' in Ruh,
Sie hat ein Recht zu sein wie du.
Nun, liebes Kind, nun freue dich
Und sei noch lustiger als ich!

Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Der Marder

Einst ließ der Tiere Großsultan,
Wie es schon oft sich zugetragen,
Durch das Geschrei von einem Hahn
Sich wie ein feiger Hase jagen.
Die Tiere, die ihn laufen sahn,
Verhöhnten ihn. Um diesen Flecken
Auf eine schickliche Manier
Vor seinem Volke zu verstecken,
Befahl der König jedem Tier,
Beim Krähen eines Hahns zu fliehen.
»Es zeigt«, sprach er, »ein Unglück an,
Das nur die Flucht vermeiden kann.«
»Sire«, rief der Marder auf den Knien,
»Wie kann ich dein Gebot vollziehen?
Die Hühner sind mein täglich Brot;
Und statt mich durch sein Krähn zu schrecken,
Läßt mich der Hahn ihr Nest entdecken.«
»Rebell«, erwidert der Despot
Mit einem Blick, der Flammen spritzet,
»Fleuch vor dem Hahn! Brot hin! Brot her!« -
Weh dem, der eine Tugend mehr
Als sein durchlauchter Fürst besitzet.

Gottlieb Konrad Pfeffel  1736-1809

Die bunten Kühe

Drei bunte Kühe in guter Ruh
Und des Nachbarn Hanne dazu
Traf ich heute in der Früh,
Junghanne und ihre bunten Kuh.

Das gab einen guten, glücklichen Tag,
Die Sonne auf allen Wiesen lag,
Die ganze Welt war so bunt und blank.
Der Hanne und ihren Kühen Dank!

Was glaubt ihr, trifft man in der Früh,
Statt der drei bunten drei schwarze Küh
Und statt der Hanne die alte Gret?
Der ganze Tag ist verwünscht und verweht.

Gustav Falke  1853-1916

Es war ein solcher Vormittag,
wo man die Fische singen hörte;
kein Lüftchen lief, kein Stimmchen störte,
kein Wellchen wölbte sich zum Schlag.

Nur sie, die Fische, brachen leis
der weit und breiten Stille Siegel
und sangen millionenweis
dicht unter dem durchsonnten Spiegel.

Christian Morgenstern  1871-1914



Das Lied der Vögel


Wir Vögel haben's wahrlich gut,
Wir fliegen, hüpfen, singen.
Wir singen frisch und wohlgemut,
Das Wald und Feld erklingen.

Wir sind gesund und sorgenfrei,
Und finden, was uns schmecket;
Wohin wir fliegen, wo's auch sei,
Ist unser Tisch gedecket.

Ist unser Tagewerk vollbracht,
Dann zieh'n wir in die Bäume,
Wir ruhen still und sanft die Nacht
Und haben süße Träume.

Und weckt uns früh der Sonnenschein,
Dann schwingen wir's Gefieder,
Wir fliegen in die Welt hinein
Und singen unsre Lieder.

Hoffmann von Fallersleben  1798-1874





 



**********************************************
Alle Grafiken sind urheberrechtlich geschützt !
All graphics are protected by copyright !