Hoffnung hintergehet zwar,
Aber nur was wankelmüthig;
Hoffnung zeigt sich immerdar
Treugesinnten Herzen gütig!
Hoffnung senket ihren Grund
In das Herz, nicht in den Mund.

Gottfried Keller, (1819 - 1890)

Wähnen, glauben, fürchten, lieben,
sich erfreuen und betrüben,
bald sich wagen, bald besinnen,
oft verlieren, oft gewinnen,
auf der Bahn, wie sie gegeben,
dornig, rosig, holprig, eben,
zwischen Furcht und Hoffnung schweben,
doch wo möglich vorwärts streben,
das ist eben Menschenleben.

Hans Georg Nägeli, (1773 - 1836) 

Gib nicht auf!

Gleiche nicht jenem,
der am Kamin sitzt und wartet,
bis das Feuer ausgeht,
und dann umsonst in die erkaltete Asche bläst.

Gib die Hoffnung nicht auf,
und verzweifle nicht wegen vergangener Dinge!
Unwiederbringliches zu beweinen,
gehört zu den ärgsten Schwächen des Menschen.

Khalil Gibran 1883-1931

Hoffnung

Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben,
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er – die Hoffnung auf.
Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Toren,
Im Herzen kündet es laut sich an:
Zu was Besserm sind wir geboren!

Friedrich von Schiller (1759-1805)

Treu Lieschen

"Mein Lischen, stell das Weinen ein,
Auf Regen folgt ja Sonnenschein,
Ich kehr' mit Schwalb' und Flieder
Und wohl noch früher wieder."

Der Bursche sprach's. Vom Giebeldach
Sah ihm Treu-Lischen lange nach,
Bis Hoffnung wiederkehrte
Und ihren Thränen wehrte.

Die Aeuglein wurden wieder klar,
Das Herze jeden Kummers bar,
Sie wußte: mit dem Flieder
Kam ihr der Liebste wieder.

Der Frühling kam mit Duft und Klang,
Treu-Lischen harrte mondenlang,
Herbstwind durchfuhr den Garten, -
Vergeblich war ihr Warten.

Wohl kam der Frühling viele Mal,
Ihr Liebster nimmermehr in's Thal,
Doch Lenz um Lenz auf's Neue
Rief sie: "nun kommt der Treue!"

Es konnt' ihr Herz, das Jahr um Jahr
Dem Liebsten treu geblieben war,
Es konnt's ihr Herz nicht fassen,
Er habe sie verlassen.

Grau ward ihr Haar, welk ihr Gesicht,
Das Alter kam, sie wußt' es nicht,
Ihr Hoffen und ihr Lieben,
Ihr Herz war jung geblieben.

Und als der Tod sie heimgeführt,
Hat ihn das treue Herz gerührt,
Und mit des Liebsten Mienen
Ist er vor ihr erschienen.
Theodor Fontane

Franz Freiherr von Gaudy (1800-1840)

Hoffnung

Das Glückentfloh mir und huschte vorbei,
scheu wie das flüchtende Reh,
und wiederum harr' ich auf Frühling und Mai,
bis die Kirschen blühen am See.

Ob auch die Hoffnung gefangen liegt
in weißer, in frierender Haft,
sie träumt von der Lerche, die trillernd fliegt!
Und Sonne hat siegende Kraft!

Gedulde dich, du mein zagendes Herz!
Laß schneien, so weiß es mag!
Will hoffen im Frost, will jubeln im Schmerz:
Mein wartet ein blühender Tag!

Mathilde von Bayern 1843-1925

Hoffnung

Ich kam zu des Hügels Neige,
Wo ich dich um Liebe frug,
Und schrieb mit verdorrtem Zweige
In den Schnee deines Namens Zug.

Und aus den flüchtigen Ritzen
Erglänzte es grün hervor,
Und die jungen Gräserspitzen
Winkten Hoffen und Glück empor.

Adolf Frey 1855-1920

Hoffnung

Hoffnung schlummert tief im Herzen
Wie im Lilienkelch der Tau
Hoffnung taucht, wie aus den Wolken
Nach dem Sturm des Himmels Blau
Hoffnung keimt, ein schwaches Hälmchen
Auch aus nackter Felsenwand
Hoffnung leuchtet unter Tränen
Wie im Wasser der Demant

Schon so tausendfach betrogen
Armes, schwaches Menschenherz
Immer wendest du dich wieder
Gläubig trauernd himmelwärts
Wie Arachne unverdrossen
Täglich neue Netze spannt
Kreuze auch durch ihre Fäden
Täglich rau des Schicksals Hand

Franz Freiherr von Gaudy (1800-1840)

Hoffnung gleichet einem Wilde

Hoffnung gleichet einem Wilde,
Das ein jeder fangen kann,
Sie ist allen Herzen milde,
Wer sie will, der trifft sie an,
Ähnlich einem Schatten-Bilde,
Folget der Begierden Bahn.
Hoffnung gleichet einem Wilde,
Das ein jeder fangen kann.

Solche Freude quillt vom Hoffen,
Die bei allen kehret ein.
Keiner, der nach ihr gerufen,
Höret ein betrübtes Nein,
Wer ihr Ohr und Herz hält offen,
Kann allzeit vergnüget sein.
Solche Freude quillt vom Hoffen,
Die bei allen kehret ein.

Hans Aßmann von Abschatz (1646-1699)

 

 

 


 



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