Liebessprache

Eine tiefre Sprache gibt's noch als in Worten:
Liebe lebt in ihrem leisen Licht.
Und sie öffnet Dem nur ihre stummen Pforten,
der sie ganz aus innrem Herzen spricht.

Ihre heil'ge Sprache kennen nur Vertraute:
von den stillen Sternen strömt sie schon,
weckt in der verwandten Seele linde Laute,
wie ein heiliger Aeolsharfenton.

Selig! wessen Liebe diese Sprache redet,
eine Sprache, die wie wortlos tönt.
Weht ein Wort dazwischen, ist es schon - gebetet
und mit Gottes Liebe voll versöhnt.

Karl Ernst Knodt  (1856 - 1917)

Jeder Mensch hat seine eigene Sprache.
Sprache ist Ausdruck des Geistes.

Novalis (1772 - 1801)



Der Baum, dessen Laub rauscht, die Heide, deren Blüten duften,

das ist für mich die große Historie, die unvergänglich ist,

wenn ich ihre Sprache richtig spreche,

so werde ich die Sprache aller Zeiten sprechen.

Théodore Rousseau (1812 - 1867)

Lesen, Hören, Reden

So einer lesen lernt
Hat er sehr viel getan -
Daß er dann schreiben kann,
Führt schon zum Größenwahn.

Auch Pauken und Musik,
Und was ein Künstler schweigt,
Ist in ein zartes Ohr
Mit stiller Kraft gegeigt.

Im Reime sei der Sinn,
Im Rhythmus die Gebärde -
Die Sprache redet selbst,
Auf daß ein Sinnspruch werde.

Otto Erich Hartleben (1864 - 1905)

Wenn die Sprache nicht stimmt,
so ist das, was gesagt wird,
nicht das, was gemeint ist.

Konfuzius  551 v. Chr. bis 479 v. Chr.

Die Sprache der Liebe

Das ist der Liebe eigen,
Mit Worten muß sie schweigen;
Sie spricht mit süßen Zeichen
Von Dingen ohne Gleichen.

Es sagt die Hand am Herzen:
Hier innen trag' ich Schmerzen,
Und möchte doch dies Leiden
Um alle Welt nicht meiden.

Im Auge spricht die Thräne:
Wie ich nach dir mich sehne!
Mein Wollen, Denken, Sinnen,
Es will in deins verrinnen.

Es spricht der Lippe Zücken:
O laß dich an mich drücken,
Auf daß im Feuerhauche
Sich Seel' in Seele tauche!

So weht aus stummen Zeichen
Sich Botschaft sonder Gleichen;
Von Herz zu Herzen geht sie,
Doch nur, wer liebt, versteht sie.

Emanuel Geibel  (1815 - 1884)

Das Menschlichste, was wir haben, ist doch die Sprache,

und wir haben sie, um zu sprechen.

Theodor Fontane 1819-1898

Muttersprache

Muttersprache, Mutterlaut!
Wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, das mir erschallet,
Süßes, erstes Liebeswort,
Erster Ton, den ich gelallet,
Klingest ewig in mir fort.

Ach, wie trüb ist meinem Sinn,
Wenn ich in der Fremde bin,
Wenn ich fremde Zungen üben,
Fremde Worte brauchen muss,
Die ich nimmermehr kann lieben,
Die nicht klingen als ein Gruß!

Sprache schön und wunderbar,
Ach wie klingest du so klar!
Will noch tiefer mich vertiefen
In den Reichthum, in die Pracht,
Ist mir's doch, als ob mich riefen
Väter aus des Grabes Nacht.

Klinge, klinge fort und fort,
Heldensprache, Liebeswort,
Steig' empor aus tiefen Grüften,
Längst verschollnes altes Lied,
Leb' aufs Neu in heil'gen Schriften,
Dass dir jedes Herz erglüht.

Überall weht Gottes Hauch,
Heilig ist wol mancher Brauch.
Aber soll ich beten, danken,
Geb' ich meine Liebe kund,
Meine seligsten Gedanken,
Sprech' ich wie der Mutter Mund!

Max von Schenkendorf  1783-1817

Sie saßen und tranken am Teetisch
und sprachen von Liebe viel.
Die Herren, die waren ästhetisch,
die Damen von zartem Gefühl.

Die Liebe muß sein platonisch,
der dürre Hofrat sprach.
Die Hofrätin lächelt ironisch.
Und dennoch seufzet sie: Ach!

Der Domherr öffnet den Mund weit:
Die Liebe sei nicht zu roh,
sie schadet sonst der Gesundheit.
Das Fräulein lispelt: Wieso?

Die Gräfin spricht wehmütig:
Die Liebe ist eine Passion!
Und präsentieret gütig
die Tasse dem Herren Baron.

Am Tische war noch ein Plätzchen;
mein Liebchen, da hast du gefehlt
Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,
von deiner Liebe erzählt.

Heinrich Heine  1797-1856



Herzenssprache

Eine Sprache hat das Herz:
Was in tiefer Brust wir tragen,
Liebe, Wehmut, Lust und Schmerz,
Ohne Worte doch zu sagen.

Sei es in dem höchsten Glück',
Sei es in den tiefsten Leiden,
Sagen kann ein einz'ger Blick,
Was in Worte nicht zu kleiden.

Ach, zu oft nur trügt der Schein,
Willst du Menschen recht verstehen:
In die Augen schau' hinein,
Und du hast ins – Herz gesehen!

Max von Schenkendorf  1783-1817


 

 

 



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