Vertrauen

Wer giebt uns unsern Kinderglauben
An eine treue Welt zurück!
Ach schließt den allzuscharfen Blick!
Was uns die Zuversicht kann rauben,
Zerstört des Herzens Glück.

Dein denkt mein Geist mit Wohlgefallen,
O Zeit, wann fremd in klügrer Welt,
Man traut zu jedem sich gesellt,
Und arglos, wie die Nachtigallen,
In ofne Schlingen fällt.

O Glück, noch kindlich hinzulangen
nach Blumen, eh man sie benennt,
Nach Freuden, die man halb nur kennt;
Wenn unser Blick, kaum aufgegangen,
Nicht Schein und Wesen trennt!

Ihr Tage, wo wir klüger werden,
Wie schwül ist euer Mittagslicht!
Wenn die Erfahrung warnend spricht:
Vollkommnes weilet nicht auf Erden;
Was blühet, währet nicht.

Wohl dann dem liebenden Gemüthe,
Das sein Vertrauen rein bewahrt,
Und sein Gefühl sey noch so zart,
Nie zweifelt an des Edlen Güte,
Noch an der Menschen Art.

Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis, (1762 - 1834)

Wenn die Liebe nicht mehr glauben darf, wo ist das Ende des Zweifels? In der Liebe ist das Vertrauen alles; wer nicht vertrauen kann, ganz und ungeteilt und aus vollem, aus vollstem Herzen, der kann nicht lieben. Aber wer getäuscht wird? Die Liebe kann sich niemals in Haß verwandeln, nein! Das kann sie nicht in edlen Herzen. Aber sie kann sich in Verachtung verwandeln: und das ist schlimmer…

Julius Rodenberg, (1831 - 1914)

Vertrauen

Ich will dich lieben, dir vertrauen.
Auf jeden Fall und absolut.
Ich will zu dir die Brücke bauen.
Denn dann wird alles wieder gut.

Und wenn ich doch im Schlamm versinke,
dann reiche mir ein Rettungsseil.
Damit ich nicht vor dir ertrinke.
Ich wünsche dir ein Petri-Heil.

Dich achten, das ist meine Stärke.
Ich weiß genau, was dir gefällt.
Die Nordsee und auch schroffe Berge.
Die Ferienwohnung und ein Zelt.

Doch leider bist du knapp bei Kasse.
Und deshalb fällt der Urlaub aus.
Ich strapaziere die Terrasse
und hüte Hund und Hof und Haus.

Karl Siebel *1836 †1868

Still bewegt

Laß mich nur ganz still neben dir sitzen:
Schon der Samt deiner Fingerspitzen
Ist mir Besitz und Unterpfand.
Wenn meine Augen sich verschleiern,
Laß sie schweigende Andachten feiern,
Sie sind dir innerlichst zugewandt.

Denn sie wissen: ein ganzes Leben
Ist ihnen nun diese Schau gegeben.
In dieser Landschaft deines Gesichts
Dürfen die auserwählten beiden
Als in der eigenen Heimat weiden
Und in der Huld deines Augenlichts.

Auf dieser Bühne, nur mir zu eigen,
Wird mir dein Leben sein Schauspiel zeigen,
Liebe und Freude, Glück und Leid:
Denn auch das Leid darf unsern Seelen
Nicht im Ernst unsrer Zukunft fehlen,
Leid, das reinigt und befreit.

Und ich will mit tiefstem Empfinden
Dieses Schauspiels Rätsel ergründen
Und als Mann dir zur Seite stehn!
Aber jetzt laß mich noch schweigen und schauen,
Jetzt laß nur Liebe und stilles Vertrauen
Über dies liebliche Antlitz gehn...

Hugo Salus  1866 - 1929


Vier gute Dinge sind auf der Welt:
altes Holz, um Feuer zu machen;
alter Wein, um ihn am Feuer zu trinken;
alte Bücher, um darin zu lesen;
und alte Freunde, um ihnen zu vertrauen.
Alfons X. der Weise (1221 - 1284)


 

 

 

 

 



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