Die Welt ist allezeit schön

Im Frühling prangt die schöne Welt
In einem fast smaragdnen Schein.

Im Sommer glänzt das reife Feld,
Und scheint dem Golde gleich zu seyn.

Im Herbste sieht man als Opalen
Der Bäume bunte Blätter strahlen.

Im Winter schmückt ein Schein, wie Diamant
Und reines Silber, Fluth und Land.

Ja kurz, wenn wir die Welt aufmerksam sehn,
Ist sie zu allen Zeiten schön.

 Brockes  1680-1747

Die Welt

»Es geht ja leider nur soso
Hier auf der Welt«, sprach Salomo.
Dies war verzeihlich. Das Geschnatter
Von tausend Frauen, denn die hatt' er,
Macht auch den Besten ungerecht.
Uns aber geht es nicht so schlecht.
Wer, wie es Brauch in unsern Tagen,
Nur eine hat, der soll nicht sagen
Und klagen, was doch mancher tut:
»Ich bin für diese Welt zu gut.«
Selbst wem es fehlt an dieser einen,
Der braucht darob nicht gleich zu weinen
Und sich kopfüber zu ertränken.
Er hat, das mag er wohl bedenken,
Am Weltgebäude mitgezimmert
Und allerlei daran verschlimmert.
Und wenn er so in sich gegangen,
Gewissenhaft und unbefangen,
Dann kusch er sich und denke froh:
Gottlob, ich bin kein Salomo;
Die Welt, obgleich sie wunderlich,
Ist mehr als gut genug für mich!

Wilhelm Busch  1832-1908

Wie liegt die Welt

Wie liegt die Welt so frisch und tauig
vor mir im Morgensonnenschein.
Entzückt vom hohen Hügel schau ich
ins grüne Tal hinein.

Mit allen Kreaturen bin ich
in schönster Seelenharmonie.
Wir sind verwandt, ich fühl es innig,
und eben darum lieb ich sie.

Und wird auch mal der Himmel grauer;
wer voll Vertrau'n die Welt besieht,
den freut es, wenn ein Regenschauer
mit Sturm und Blitz vorüberzieht

Wilhelm Busch  1832-1908

Humpelnde Welt

Es bleibt nicht aus, daß man den Mut verliert,
Wenn man schon längere Zeit mit seinen wunden
Füßen herumexperimentiert. –
Ich hatte noch immer nicht den richtigen Schuh,
Die richtige Sohle, die richtige Salbe gefunden;
Ich sah – fast getröstet – anderen Humpelnden zu.

Und kam ein Morgen, ein kalter, unangenehmer,
Der hatte – mir günstig – mir freudige Post beschert.
Ich humpelte weinwärts, aber ich hinkte bequemer
Als sonst. Und fand alles Leben so lebenswert.

Ich glaube: es schneite, donnerte, regnete,
Rauchte. – Aber für mich nicht bestellt.
Mir lächelte alles, was mir begegnete.
Auch du kannst so schön sein, humpelnde Welt.

Ringelnatz  1883-1934

Die Welt ist laut 

Die Welt ist laut,
Und ich bin still!
Erloschen sind die Flammen.

Ich kann nicht mehr, 
So wie ich will!
Den Rausch muß ich verdammen.

Die Welt ist laut,
Ich möcht so viel!
Doch bring ich's nicht zusammen.

​Paul Scheebart  1863-1915

Und wird die Welt auch noch so alt, 
der Mensch, er bleibt ein Kind! 
Zerschlägt sein Spielzeug mit Gewalt, 
wie eben Kinder sind! 

Wann alles erst in klein zerstückt 
und nichts mehr zu verderben, 
so sucht er wieder – neubeglückt – 
und spielt dann mit den Scherben. 

Carl Spitzweg  1808-1885

Auf diesem Hügel überseh ich meine Welt! 
Hinab ins Tal, mit Rasen sanft begleitet, 
Vom Weg durchzogen, der hinüber leitet, 
Das weiße Haus inmitten aufgestellt, 
Was ist's, worin sich hier der Sinn gefällt? 

Auf diesem Hügel überseh ich meine Welt! 
Erstieg ich auch der Länder steilste Höhen, 
Von wo ich könnt die Schiffe fahren sehen 
Und Städte fern und nah von Bergen stolz umstellt, 
Nichts ist's, was mir den Blick gefesselt hält. 

Auf diesem Hügel überseh ich meine Welt! 
Und könnt ich Paradiese überschauen, 
Ich sehnte mich zurück nach jenen Auen, 
Wo Deines Daches Zinne meinem Blick sich stellt, 
Denn der allein umgrenzet meine Welt. 

Bettina von Arnim   1785-1859

Sonnige Welt

Es kam ein Sommer voller Glanz
Und jeder Baum steht nun in Blüte,
Und alles schlingt sich einen Kranz
Von grünen Blättern um die Hüte.

Das mag ein wirres Düften sein
Von roten Nelken auf dem Beete,
Wohin man sieht, rankt wilder Wein
Um Lauben sich und Zaunstackete.

Von Vogelchören singt und klingt
Es jauchzend in den Sommerlanden,
Und frohes Menschenlachen dringt
Allüberall aus den Veranden.

Die Burschen ziehn mit leichtem Sinn
Hinwandernd längs den Weingeländen,
Und Rosen fliegen vor sie hin
Hellrot aus weißen Mädchenhänden.

Und frisch bekränzt vor Dorf und Feld
Ragt selbst das Holzbild der Madonne -
Es ist ein Jauchzen auf der Welt
Und auf der Welt ist nichts als Sonne.

  Carl Busse  1872-1918

Jeder wünscht zum neuen Jahr!
Aber würde alles wahr,
Dann wär' es um die Welt,
Glaubt es, jämmerlich bestellt!
Wolltet ihr die Welt verbessern,
Bloße Wünsche tun es nie,
Spiele sind's der Phantasie.
Wolltet ihr die Welt verbessern,
Fange jeder an bei sich,
Denn der Mittelpunkt der größern
Welt ist jeglichem sein Ich.

​Heinrich Zschokke  1771-1848

 


 

 

 


 


 


 

 



 



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