Faschingslied

Mir ergreift, ich weiß nicht wie
Faschingsduft die Nase;
Freude schäumt entgegen mir
Aus dem vollen Glase;

Dennoch sitz’ ich ehrbar da,
Wie die Jungfer Base,
Scheue mich, ein Narr zu sein,
Wie beim Schuß der Hase.

Ja, die steifen Leutchen dort

Könnten’s übel nehmen,
Würden meiner Pritsche sich
Und der Kappe schämen.
Weil sich dies und das nicht schickt,
Muß ich mich bequemen,

iner Narrheit frohen Muth
Steif und stumm zu lähmen.

Denn, um heut ein Narr zu sein
In dem Zeitgeschmacke,
Brauchen wir nicht den Hanswurst,

Noch die bunte Jacke;
Brauchen wir nicht Witz noch Lust,
Schnurre nicht, noch Schnacke;
Still und heimlich steckt der Narr
Selbst im schwarzen Fracke.

Also freilich haben wir
Fasching alle Tage,
Und es ist fürwahr die Zeit
Voll von Narrenplage.
Toll ist jetzt die Welt genug,

Das ist keine Frage;
Lieber doch wär’ ich ein Narr
Nach dem alten Schlage.

Darum klinge nicht umsonst
Heute mir die Schelle,

Nicht vergebens sprudle mir
Süß die Nektarquelle;
Drücke, Lust, mich an dein Herz,
Daß es hoch mir schwelle;
Fahre, Narrheit, aus, und mach’
Zeit und Leben helle.

Johann Karl Wilhelm Geisheim 1784-1847

Ein Narr hat Glück in Masse,
wer klug, hat selten Schwein.

Wilhelm Busch, (1832 - 1908)

Selbstporträt

Wie kämen wir zu hohen Ehren,
Wie Gutes müßte uns geschehn,
Wenn wir in Wahrheit just so wären,
Wie wir so gern uns selber sehn:

Die Leidenschaft liegt fromm am Zügel,
Die Augen blicken kindlich rein;
Zum Engel fehlt uns bloß der Flügel,
Zu einem Heil'gen bloß der Schein.

Und dann - ja dann gibt's wieder Stunden,
Da in der Seele stillstem Grund
Wir ganz ein andres Bild gefunden,
Das überstaubt im Winkel stund.

Da fehlt, wenn wir hinüber starren
Und finden seinen höhn'schen Gruß,
Die Kappe bloß - zu einem Narren,
Zum Teufel bloß - der Pferdefuß ...

Rudolf Presber 1868 - 1935

Der Narr

Der Narr macht seine Reverenz,
Der gute derbe Geselle!
Ihr hörtet wohl von weitem schon
Das Rauschen seiner Schelle.

Als alter Hausfreund bin ich ja
Notwendig bei dem Feste;
Denn hörtet ihr die Klapper nicht,
Euch fehlte doch das Beste.

Ein tücht'ger Kerl hat seinen Sparrn!
Das ist unwiderleglich;
Und hat das Haus nicht seinen Narrn,
So wird es öd und kläglich.

Hier war ich manchen guten Tag
Gastfreundlich aufgenommen;
Heil diesem vielbeglückten Haus,
Wo auch der Narr willkommen!

Theodor Storm 1817-1888

Lieder eines Lumpen

Im Karneval, da hab' ich mich
Recht wohlfeil amüsiert,
Denn von Natur war ich ja schon
Fürtrefflich kostümiert.

Bei Maskeraden konnt' ich so
Passieren frank und frei;
Man meinte am Entree, dass ich
Charaktermaske sei.

Recht unverschämt war ich dazu
Noch gegen jedermann
Und hab' aus manchem fremden Glas
Manch tiefen Zug getan.

Darüber freuten sich die Leut
Und haben recht gelacht,
Dass ich den echten Lumpen so
Natürlich nachgemacht.

Nur einem groben Kupferschmied,
Dem macht' es kein Pläsier,
Dass ich aus seinem Glase trank -
Er warf mich vor die Tür.

Wilhelm Busch (1832-1908)

Karneval

Verrückt geht's zu im Karneval!
Ein jeder lacht und singt
und ist nicht mehr so ganz normal
und hat sich bunt geschminkt.

Hat sich verkleidet und verziert
und tanzt und springt und schwebt,
hat sich vermummt und sich maskiert
- und Nasen angeklebt.

Die Maske grinst, die Fratze lacht,
die Klatsche um sich haut,
die Flöte piept, die Pauke kracht,
die Rasseln scheppern laut.

Ein Hase tanzt mit einem Schwein,
drei Geister tanzen Ringelreihn,
ein Engelchen tanzt mit Piraten,
die Hexe tanzt mit Akrobaten.

Ein wilder Kerl tanzt mit Vampiren,
ein Esel hüpft auf allen vieren,
ein Hahn tanzt mit 'nem Känguruh,
ein Monster macht Musik dazu.

Es tanzt die Fee, der Astronaut,
der Teufel mit der Räuberbraut,
die Katze tanzt mit Mickey Mouse..
Wer noch mit wem tanzt? -Denk dir's aus!

Wolfgang Menzel 1798-1873

Immer wieder Fasching

Wenn der Fasching kommt, wird viel verboten.
Aber manches wird auch andrerseits erlaubt.
Dann wird nicht nur Dienstboten,
Nein, auch Fürstenhäusern enstammten
Damen oder Frauen von Beamten
Die Unschuld geraubt.

Jeder läßt was springen.
Viel ist los.
Und vor allen Dingen
Beine und Popos.

Wenn sich Masken noch einmal verhüllen
Mit Phantastik, Seide, Samt und Tüllen,
Zeigt sich sehr viel Fleisch und sehr viel Schoß.
Daß wir, eh' wir heimwärts schwanken,
Unsern steifen Hut zerknüllen
Im Gedanken:
Hätten wir die Hälfte bloß!

Also brechen wir auf!
Ach nein, bleiben wir noch,
Bis an ein Loch.
Schließlich löst sich alles doch
In Papier auf.

Man vertrollt sich lärmlich,
Wendet sich erbärmlich,
Jedermann ein abgesetzter Held.

Draußen Sturm. Es hetzen
Über Dächer kalte Wolkenfetzen
Unterm Mond. Wir setzen
Uns ins Auto, fröstelnd vor dem letzten Geld.

 
Joachim Ringelnatz, 1883-1934

O wär im Februar doch auch,
Wie`s ander Orten ist der Brauch
Bei uns die Narrheit zünftig!
Denn wer, so lang das Jahr sich mißt,
Nicht einmal herzlich närrisch ist,
Wie wäre der zu andrer Frist
Wohl jemals ganz vernünftig.

Theodor Storm (1817-1888)


 

Karneval

Verrückt geht's zu im Karneval!

Ein jeder lacht und singt

und ist nicht mehr so ganz normal

und hat sich bunt geschminkt,

hat sich verkleidet und verziert

und tanzt und springt und schwebt,

hat sich vermummt und sich maskiert

- und Nasen angeklebt.

Die Maske grinst, die Fratze lacht,

die Klatsche um sich haut,

die Flöte piept, die Pauke kracht,

die Rasseln scheppern laut.

Ein Hase tanzt mit einem Schwein,

drei Geister tanzen Ringelreihn,

ein Engelchen tanzt mit Piraten,

die Hexe tanzt mit Akrobaten.

Ein wilder Kerl tanzt mit Vampiren,

ein Esel hüpft auf allen vieren,

ein Hahn tanzt mit 'nem Känguruh,

ein Monster macht Musik dazu.

Es tanzt die Fee, der Astronaut,

der Teufel mit der Räuberbraut,

die Katze tanzt mit Mickey Mouse..

Wer noch mit wem tanzt? -Denk dir's aus!

Wolfgang Menzel 1798-1873

Wenn keine Narren auf der Welt wären,

was wäre dann die Welt?

Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832

Fastnacht

Man füllt sich, eh man fasten muss,
Bis auf den Ekel und Verdruss,
Und macht das Maß der Sünden voll
Wenn man darüber trauen soll.

Hans Aßmann von Abschatz (1646-1699)

Kettenlied für den Fasching

Lasst uns den Fasching loben,
Und ihn lobpreisen heut';
Wir haben viele Proben
Von seiner Freundlichkeit:
Er schloss heut' allem Leide
Hienieden unser Herz,
Und öffnet es der Freude
Allein nur und dem Schmerz.

Die Weisheit hüllt nicht immer
In Falten ihr Gesicht,
Der Freude Rosenschimmer
Entstellt ihr Antlitz nicht:
Drum trat an ihre Stelle
Heut' Scherz und froher Mut;
Denn auch die Narrenschelle
Ist oft zum Lachen gut.

Es leb' in unserm Kreise
Die Weisheit, welche lacht,
Und die des Lebens Reise
Uns angenehmer macht!
Es leben alle Brüder,
Die Hand an Hand in Reih'n
Auch dieses Jahr sich wieder
Wie wir, des Faschings freu'n! 

Aloys Blumauer (1755-1798)

Jetzt hebt der Fasching an

Jetzt hebt der Fasching an,
Des Jahres tolle Lustbarkeit,
Und wer kein Narr sein kann,
Der ist auch nicht gescheit.

Die Maske vor, lauf’ ich herum
     als Geck, als Geck,
Ich fopp’ und necke Jedermann:
     das eben ist mein Zweck.

So Mancher läuft das Jahr

All überall als Narr herum
Und denkt, daß er’s nie war –
Das ist erschrecklich dumm.
Drum sag’ ich ihm vor aller Welt
     ganz keck, ganz keck:

Willkommen, lieber Herr Colleg!
     willkommen, Bruder Geck!

Wenn ich mich täusche nicht,
So ist die Welt der Narren voll,
Nur daß man’s ins Gesicht

Nie sagen darf und soll.
Der Fasching macht die Narren nicht,
     o nein! o nein!
Sie finden sich zu jeder Zeit
     auch ohne Fasching ein.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1798-1847

Sommerspuk im Park

Frühmorgens, wenn der Frühlingswind
In Pappeln spielt und Rüstern,
Und leis der Tau von Rosen rinnt,
Geht durch den Park ein Flüstern.

Vom Schloß her kommt's wie Spuk und Husch,
Vom Wald wie flücht'ge Tiere,
Und Pierrots flitzen durch den Busch
Und schlanke Kavaliere.

Die hübschen Dämchen kommen all,
Den Puder in den Haaren,
Als wär' es wieder Karneval
Vor hundert, hundert Jahren.

Da ordnen sich zum Ringelreihn
Marquisen, Pfaffen, Narren;
Und leise Flöten klingen drein
Und zirpende Gitarren.

Es führt der alte Schloßkaplan
Mit Neigen und mit Wiegen
Den übermüt'gen Reigen an -
Husch, wie die Röckchen fliegen!

Das schließt die Kette, tanzt und schwirrt
Durch stille goldne Stunden -
Doch wenn im Schloß ein Fenster klirrt,
Dann ist der Spuk verschwunden.

Rudolf Presber 1868 - 1935

 

 

 



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