Mutterns Hände

Hast uns Stulln jeschnitten
un Kaffe jekocht
un de Töppe rübajeschohm -
un jewischt un jenäht
un jemacht un jedreht...
alles mit deine Hände.

Hast de Milch zujedeckt,
uns bobongs zujesteckt
un Zeitungen ausjetragen -
hast die Hemden jezählt
und Kartoffeln jeschält...
alles mit deine Hände.
Hast uns manches Mal
bei jroßem Schkandal
auch'n Katzenkopp jejeben.
Hast uns hochjebracht.
Wir wahn Sticker acht,
sechse sind noch am Leben...
Alles mit deine Hände.

Heiß warn se un kalt.
Nu sind se alt.
Nu bist du bald am Ende.
Da stehn wir nu hier,
und denn komm wir bei dir
und streicheln deine Hände.

Kurt Tucholsky 1890-1935



Hier hast Du meine beiden Hände,
ich kann ja nichts aus eigner Kraft;
Du weißt den Weg, Du weißt das Ende,
bring Du mich durch die Fremdlingschaft!

Ach, leite mich mit deinen Augen
auf jedem Schritt im dunkeln Tal!
Wie gar nichts meine Kräfte taugen,
ich fühl es täglich tausendmal.

Ich müßte ja vor Angst verzagen,
wüßt ich nicht, daß Du mit mir gehst,
daß deine Schultern für mich tragen,
und daß im Kampf Du bei mir stehst.

Ich bitte nur, daß bis zum Ende
Du mich in dein Erbarmen hüllst;
hier hast Du meine beiden Hände:
Nun mache mit mir, was Du willst.

Hedwig von Redern 1866-1935



Hände

Hände gibt's, die weinen, lachen,
arge Hände, gütige Hände,
die uns schlafen, die uns wachen,
die uns werden Lebenswende;

die uns in den Himmel tragen,
die uns in die Hölle führen;
die im Wort, Ton, Stein uns sagen,
was ein Herz von Stein muß rühren;

die uns Gott und Teufel malen.
Alles, alles schaffen Hände:
höchste Wonnen, tiefste Qualen.
... Wer zu deuten sie verstände,

oh! Der wüßte manche Klarheit,
welche ihm nie Lippen sagen,
als geheimnisvolle Wahrheit
sich zum Schutz nach Haus zu tragen.

Karl Ernst Knodt 1856-1917



Wenn der Jüngste Tag kommt, läßt der Herrgott sich die Hände zeigen.

Wer von Arbeit und Mühe harte, rauhe Hände hat, darf sich ausruhen,

wer aber feine, weiße Hände hat, muß Gott auch sein Herz zeigen.

Volksmund



Geld

Ein Geldschein kam in meine Hand,
Von einem Mädchen auf den Rand
Stand hingeschrieben schicksalsschwer:
Für dich gab ich die Unschuld her.

Wer's auch geschrieben auf den Rand,
Ob zitternd eine bleiche Hand,
Die kaum, von Gegenwehr erschöpft,
Das dünne Jäckchen zugeknöpft;

Wer's auch geschrieben auf den Rand,
Ob einer Dirne müß'ge Hand,
Die eben in erlogner Lust
Den Wüstling drückte an die Brust:

Ein fürchterliches Elend schrieb
Die Zeile, die erhalten blieb,
Wenn auch den Schein als Unterpfand
Ein Wuchrer drehte in der Hand,

Wenn auch, des Scheines tiefen Sinn
Nicht achtend, eine Königin
Ihn gab für eines Schmuckes Tand -
Von eklem Schmutze starrt sein Rand!

Und dennoch bist du schlechter nicht,
Trägst du auch schamlos im Gesicht
Die offne, unbedeckte Schand':
Kein bessrer geht von Hand zu Hand!

So kamst du mir und gehst davon,
Und gierig streckt nach dir sich schon
Der Habsucht spinnendürre Hand,
Und weiter wanderst du durchs Land.

Hugo Salus . 1866 - 1929



Hand in Hand

Die Andern lachten
    und gingen vorbei.
Wir aber dachten,
    wie schön es sei:

So still zu gehen
    durchs freie Land
Im Abendwehen
    und Hand in Hand.

John Henry Mackay 1864-1933



Gib mir deine kleinen Hände,
Die geliebten, bleichen, zarten,
Leg´sie fest in meine beiden
Sonngebräunt, arbeitsharten.

Dürft´ich sie in meinen halten
Treu bis an mein Lebensende
Und vor jedem Schmerz bewahren
Deine lieben, kleinen Hände!

Leon Vandersee 1907 geboren?gestorben?



O Wanderer, steh und schau:
Hier fiel ich -
in die Hände meiner Frau!
Bete für mich ein fromm Gebet,
daß es dir nicht wie mir ergeht.

Otto Julius Bierbaum, (1865 - 1910)



 Trost der Nacht

Weiche Hände hat die Nacht
und sie reicht sie mir ins Bette;
fürchtend, daß ich Tränen hätte,
streicht sie meine Augen sacht.

Dann verläßt sie das Gemach;
rauschen hör' ich, sanft und seiden;
und den Dornenzweig der Leiden
zieht sie mit der Schleppe nach.

Ludwig Jacobowski, (1868 - 1900)



Schon pflückt die sanfte Hand des frühen Morgens
Wie reife Frucht die immergrünen Sterne.
Es glüht die Sehnsucht ihres süßen Sorgens
Im Fenster der erwachenden Taverne.

Wirf einen Stern in meinen offnen Blick!
Ich hab nicht Hände frei, um ihn zu wahren.
In meinen Händen trag ich das Geschick
So dünn wie Glas von tausend Menschenjahren.

(Alfred Henschke) Klabund 1890-1928



Es gibt Menschen, die mit Freude geben, und diese Freude ist ihr Lohn.
Sie geben, wie im Tal dort drüben die Myrte ihren Duft verströmt.
Durch die Hände solcher Menschen spricht Gott zu uns
und durch ihre Augen lächelt er auf die Welt.

Khalil Gibran 1883-1931



Die Münze, die du in die ausgestreckte Hand des Hungernden legst,

ist wie ein goldener Ring,

der dein menschliches Herz mit dem Göttlichen verbindet.

Khalil Gibran 1883-1983



Gefaltete Hände

Es hat mich heut nicht schlafen lassen -
Das alte Weh kam über mich,
Daß ich mit heimathlosen Schritten
Mich an des Kindes Bettchen schlich.
Da sank ich hin in dunkler Nacht
Und habe in die weißen Kissen
In wildem Schmerz hinein gebissen.....
Der du so elend mich gemacht,
So viele Fäden mir zerrissen,
so viele Wege mir verstellt -
Du wirst, o Herr, die Gründe wissen!
Du lenkst die weite, große Welt
Nach ewig gültigen Gesetzen,
Du wirst dies arme Frauenherz
Nicht planlos, ziellos durch den Schmerz,
Durch Elend und Verzweiflung hetzen!
Wenn ich in Liebe um den Einen
Den Himmel, Herr, und dich vergaß,
Zu viel des Glückes mich vermaaß
Und nicht genug zu dir gefleht -
Ist nicht auch Liebe ein Gebet,
Vielleicht das heiligste der Erde?
Suchst du im Staube nur die Deinen,
Muß erst am Grabe ihres Glücks
Die arme Menschenseele weinen,
Auf daß sie deiner würdig werde
Und in Verklärung aufersteht?

Anna Ritter . 1865 - 1921



 Wir wollen uns immer die Hände halten

Wir wollen uns immer die Hände halten
Damit unsre Seelen nicht in den kalten,
Notvollen Nächten einsam erfrieren.

Wir wollen uns immer tiefer finden,
Damit wir uns nicht wie die armen Blinden
Im schwarzen Walde traurig verirren.

Wir wollen uns immer die Hände halten,
Damit wir uns nicht zu tief in die Falten
Des unendlichen Lebens verlieren.

Francisca Stoecklin, (1894 - 1931)

 

 

 



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